Morsellen – ein mittelalterliches Konfekt

MORSELLEN – MORSULUS – MORSULI – aus dem Lateinischen abgeleitet von morsus, der Bissen bzw. Morsellus, der kleine Bissen.
Neben der humanistischen Auslegung gibt es auch eine alchemistische Mors, der Tod – aufgrund der Herstellung des Konfektes, da eine Zuckerlösung „bis zum Absterben“ gekocht wird; der Zucker scheidet sich feinkristallin ab, es findet keine Karamellisierung statt. Konfekte und Marzipane herzustellen, war in der Renaissance ein Privileg der Apotheker. Zucker war eine teure Ware und nicht überall zu erwerben. Bei der Bereitung von Arzneien wurde der Zucker zum Überdecken des schlechten Geschmackes derselben verwendet.
Zur Herstellung der Morsellen kocht man Zucker bester Raffinade mit einem Teil Wasser in einer kupfernen Stielpfanne zur Tafeldicke ein, bis eine entnommene Probe sich federflockenartig abschleudern läßt. In die vom Feuer entfernte Masse rührt man die Zutaten ein und gießt die sich zu trüben beginnende Masse in die vorbereitete, zerlegbare Eichenholzform aus. Durch Aufschlagen dieser auf den Tisch verteilt sich die Masse gleichmäßig. Man läßt die Masse etwas abkühlen, entfernt die Seitenteile der Eichenform und schneidet die fast erstarrte Masse mit einem dünnen Spatel in Streifen. Die Streifen werden nun auf Holzhorden gegeben, damit sie vollständig abkühlen und austrocknen können. In Spanschachteln verpackt, sind Morsellen zur Abgabe bereit und lange haltbar, dabei wird das Konfekt etwas nachhärten.
Das Neue Pharmazeutische Manual von E. Dieterich, Berlin 1901 führt 10 Morsellen-Rezepturen auf, die MagenMorsellen werden auf dem Historischen Christmarkt zu Lüneburg am 1. und 2. Dezember 2018 angeboten.
Danach – solange der Vorrat reicht in der Apotheke am Kran !
Möge dieses historische Konfekt für Sie ein Genuß sein !